UBUNTU

Ein Anthropologe schlug Kindern eines afrikanischen Stammes ein Spiel vor. Er stellte einen Korb voller Früchte in die Nähe eines Baums und sagte zu den Kindern: „Wer zuerst ankommt, gewinnt den Korb.“
Als er das sagte, nahmen sie sich alle an die Hand und liefen zusammen hin und aßen gemeinsam die Früchte.
Als er sie fragte, warum sie nicht das Rennen einzeln gemacht haben, sagten sie: “UBUNTU, wie könnte einer glücklich sein, wenn alle anderen traurig sind?“


Ist das nicht eine schöne Geschichte? So ganz ohne Schnörksel – einfach gerade heraus. Gefällt´s dir? Ich glaube, das ist mein neues Lieblingswort: UBUNTU. Was ich mir schon den Kopf zerbrochen habe über Wandel, Verhalten, Glück und Achtsamkeit in ihrer Kombination und dem kopfkratzenden „Woher hab´ ich bloß diese Themen so stark in meinem Bewusstsein?“. Dann lese ich diese Geschichte und weiß: ich bin von UBUNTO infiziert! Niemand weiß, wie lange schon. Einer meiner Freunde meinte, dass die Symptome in den letzten Jahren ziemlich rasch und deutlich erkennbar waren. Und ansteckend! Diese Infektion ist weder durch Mund-/Nasenschutz, noch durch Milliarden von armen Babyelefanten oder gar Impfungen aufzuhalten – hat sie dich einmal erwischt, gibt es kein Entrinnen. Deshalb wird gar nicht erst flächendeckend auf UBUNTU getestet.

Du weißt ja mittlerweile, dass ich ein Freund von Einleitungen und Vorgeschichten bin, weil ich dieses Brückenschlagen so sehr mag. UBUNTU will keine Einleitung. …und Vorgeschichte gibt es sogar im Sinne von Vorbildern – mit Philosophie will ich dich gar nicht erst langweilen. Eine Erklärung bekommst du natürlich, damit du weißt (oder gar verstehst), warum da jetzt diese Herde wilder Mustangs mit mir durchgeht. Was ist UBUNTU?

Natürlich kann ich dich jetzt einladen, es bei wikipedia zu versuchen – da findest du einiges darüber. Das war die gute Nachricht. Die noch viel bessere Nachricht ist: du kannst UBUNTU spüren – damit sparst du dir wikipedia. Du weißt ja ohnehin, was dieses Wort bedeutet und woher es kommt. Wir frischen jetzt gemeinsam unser Wissen auf und erzählen es denjenigen, die es noch nicht wissen, okay!?

Das Wort Ubuntu kommt aus den Bantusprachen der Zulu und der Xhosa und bedeutet in etwa „Menschlichkeit“, „Nächstenliebe“ und „Gemeinsinn“ und das Bewusstsein, dass man selbst Teil eines Ganzen ist.

UBUNTU besagt: „Ich fühle, ich bin in Beziehung, also bin ich. Damit ist UBUNTU ein Teil von allem, was du denkst, sagst und tust.“ Der Philosoph und Professor Lesbila Teffo aus Pretoria stellt den Begriff „Beziehung“ in den Mittelpunkt: „UBUNTU wird in der Sprache Afrikaans mit Menschlichkeit übersetzt“. Be-schreibbar ist UBUNTU am ehesten die Kraft, ganz man selbst zu sein. Und: damit andere zu ermutigen, ganz sie selbst zu sein. UBUNTU ist ein Geschenk, das Menschen einander geben können.

So wie die Menschen miteinander verbunden sind, sei es auf sozialer, politischer oder sonstiger Ebene – so betreffen unsere Taten auch unsere Mitmenschen. UBUNTU sieht genau das und zeigt, wie wir uns moralisch richtig verhalten können, im Sinn des Allgemeinwohls, weil alles – egal was wir tun – auch Konsequenzen auf die Menschen um uns herum hat.

Damit du dir das noch besser vorstellen und hineinspüren kannst, sieh mal, wie das im Alltag aussieht:

UBUNTU

1. ist ein Gegensatz zu Rache und Vergeltung,
2. setzt den Wert des Lebens eines Menschen sehr hoch,
3. legt erheblich Wert auf Würde, Mitgefühl, Menschlichkeit und Respekt für das Menschsein von anderen,
4. bestimmt eine Verlagerung von Konfrontation zu Vermittlung und Schlichtung,
5. bestimmt gute Einstellungen und gemeinsame Interessen und Anliegen,
6. es bevorzugt die Wiederherstellung der Harmonie in der Beziehung zwischen den Parteien, die die Würde des Klägers wiederherstellt, ohne den Angeklagten zu ruinieren,
7. bevorzugt restaurative statt Vergeltungsjustiz,
8. begünstigt Versöhnung statt Entfremdung der Streitparteien,
9. soll den Angeklagten im Streit auf die verletzende Wirkung sensibilisieren und zur Veränderung dieses Verhaltens bewegen und ist nicht auf Bestrafung ausgelegt, 
10. fördert eher das gegenseitige Verständnis anstatt Strafe,
11. begünstigt persönliche Begegnungen der Disputanten, um ihre Differenzen zu lösen anstatt Konflikte mit dem Sieg des Stärkeren auszutragen,
12. bevorzugt Zivilität und zivilisierten Dialog gestützt auf gegenseitige Toleranz.

Kommt dir das bekannt vor? Ja!? Bist du auch von UBUNTU infiziert? Oder hast du das auch auf dieser tollen deutschen Seite gelesen, auf welcher ich diese Aufzählung gefunden habe? Oder kennst du es deshalb, weil es mit Ende der Apartheit in Südafrika DIE Lebensphilosophie geworden ist?

Du weißt, was eine „win-win“-Situation ist!? Eine Situation, bei welcher beide beteiligte „Seiten“ etwas davon haben. Punkt. Das ist sehr einfach. Für uns alle. Eine Art von „leben und leben lassen“. Jetzt stelle dir bitte vor, was passiert, wenn wir noch ein drittes „win“ dazugeben. Damit kreieren wir noch für eine dritte „Seite“ etwas Positives. Das ist auch noch einfach. Denke zum Beispiel an „upcycling“. Einer wirft´s weg, ein anderer braucht es und „es“ erhält ein neues Leben. Ich schaue seit langem schon darauf, dass die Dinge, die ich tue, mindestens 3 „wins“ haben. Das ist einerseits total spannend, andererseits multifreudenspendend und – no na, ein drittes „win“ – es erzeugt Glücksgefühle. Was sagst du?!? Cool, stimmt´s!? Und das will und habe ich jeden Tag! Wie meinen Kaffee in der Früh. Auf mein tägliches „win-win-win-…“ freue ich mich immer. Dieses Gefühl der Freude und des Glücks ist echt großartig. Vielleicht denkst du jetzt „dieser Michael ist ein Egoist“. Jaaaaa, das bin ich in dieser Beziehung sicher! Weil ich mein Glücklichsein einfach mag. I´m lovin´ it!

Vor knapp mehr als sechs Jahren hat eine damalige Kollegin bei einem Meeting zu mir gesagt „du nimmst alles immer so leicht!“. Wenn du Schultz von Thun kennst, weißt du sofort, wie sie das gemeint hat. Klar – ich gebe schon sehr lange den Dingen ihre entsprechende Leichtigkeit. Wozu Probleme erzeugen, wo es ohnehin einfache Lösungen gibt? Das befreit, bringt Freude und macht glücklich. Alle Beteiligten nämlich!

Ich borge mir schon wieder etwas aus: „act local, think global!“ Okay, okay, das große Ganze zu erkennen will uns im Moment schwer gemacht werden. Deshalb haben wir ja noch immer uns! Dich, mich und all die vielen anderen, die so spüren wie wir. Ungerechterweise erstaunen mich noch immer Menschen, aktuell auch einer meiner Coachlinge, welche noch so weit weg von Selbstbestimmung und Achtsamkeit sind. UBUNTU schenkt mir dann nicht nur den Blick für die Gerechtigkeit, sondern auch die Liebe dafür, sie zum Ausprobieren einzuladen. Ausprobieren, wie sich Menschlichkeit, Achtsamkeit und Glück anfühlen…

Hab´ ich dir schon gesagt, dass UBUNTU ansteckend ist?

3 Replies to “UBUNTU”

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